Säure-Basen-Haushalt: Übersäuerung messen
Mit zu den häufigsten Fragen rund um das Thema Säure-Basen-Haushalt gehört die Frage, ob und wie man eine Übersäuerung messen kann. Generell eine verständliche Frage! Sind wir es doch gewohnt anhand von Messverfahren den Status vor und nach einer Veränderung zu überprüfen. Wobei es auch immer Menschen gibt, die rein aus Interesse einen Messwert ermitteln möchten. Im Alltag zählt zu den am häufigsten genutzten Messwerkzeugen die Körperwaage. So wiegen viele Personen regelmäßig ihr Körpergewicht. Vor allem meist dann, wenn sie Diäten zur Gewichtsreduktion betreiben. Daher denken auch viele Menschen, dass man beispielsweise zu Beginn und während eines Basenfastens auch Werte messen kann, um so den Ist-Status immer wieder neu zu ermitteln. Wie es sich bei Messverfahren zur Ermittlung des eigenen Säure-Basen-Haushalts verhält, dazu hier mehr.
Warum messen
Das Interesse an einer Messung des eigenen Säure-Basen-Haushalts kann ganz unterschiedlich sein. Meist schon, wenn man sich selbst erstmals mit dem Thema der Säure-Basen-Regulation beschäftigt. Da kommt ganz unweigerlich irgendwann die Neugierde auf, zu gucken, ob man eventuell übersäuert ist und will daher seinen „Übersäuerungs-Wert“ messen. Auch ist es verständlich, dass viele Personen sich vor und während des Basenfastens oder einer Entgiftungskur (auch als Detox-Kur, Entsäuerungskur oder Entschlackungskur bekannt) messen wollen. So interessieren dann vorrangig der Ausgangswert (vor dem Basenfasten, bzw. einer Kur) und die Zwischenmessungen, will man daran die Wirkung einer Entgiftungskur sehen können. Manche Menschen möchten auch nur zwischendurch eine Messung machen, um sehen zu können, ob man sich wieder basischer ernähren sollte, zum Beispiel weil man sich in der vorangegangenen Zeit eher sauer ernährt hat. Letzteres kommt einem meist nach Weihnachten zu Ohren, schlagen da doch recht viele Personen über die „sauren Stränge“.
Bekannte Messverfahren
Urinmessung mit Indikatorstreifen
Das wohl bekannteste Messverfahren für den pH-Wert des Urins sind die Indikatorstreifen, welche man in den Urin hält. Leider wird dies von manchen „Experten“ immer noch als sinnvoll betrachtet, auf so eine Weise die Übersäuerung im Körper messen zu können. Doch ist dies schlichtweg falsch. Die Messung des pH-Werts mittels Indikatorteststreifen dient nur der groben Orientierung und ist nicht für eine fundierte Diagnostik geeignet. Eine genauere Aussage über die Pufferkapazität, bzw. die Aufnahmekapazität des Urins für Säuren und Basen kann nur mit Labortests ermittelt werden. Unter Umständen werden auch noch normale pH-Werte im Urin gemessen, obwohl die Pufferreserven des Körpers auf Hochtouren arbeiten und schon eine latente Übersäuerung vorliegt!
So etwas kann anhand der Indikatorstreifen nicht dargestellt werden.
Um überhaupt etwas ermitteln zu können, muss man den Urin mehrfach am Tag messen. Am besten bei jedem Toilettengang. So erhält man, macht man diese Messungen auch an mehreren Tagen hintereinander, ein Profil, welches die pH-Schwankungen des Urins darstellen. Dennoch bleibt es bei der geringen Aussagekraft hinsichtlich einer tatsächlichen Übersäuerung!
Mehr über den Sinn oder Unsinn der Urinmessung zur Bestimmung einer Übersäuerung gibt es HIER!
Urinmessung nach Sander
Friedrich F. Sander beschrieb seine Untersuchungsmethode bereits 1953. Bei Sander werden über den Tag hinweg fünf Harnproben genommen. Dies geschieht um 6, 9, 12, 15 und 18 Uhr. Bei der anschließenden Untersuchung folgt neben der Messung der fünf pH-Werte zusätzlich eine Bestimmung der Pufferkapazitäten der Harnproben.
Zu Beginn wird der pH-Wert der Urinproben bestimmt. Am Anschluss wird Salzsäure zum Ansäuern der Proben dazugegeben und durch nacheinander geschaltete Titration mit basischen (NaOH) und sauren (HCL) Substanzen die Messzahlen für die Pufferkapazitäten (Aziditätsquotient = AQ-Wert) der Harnproben im sauren und basischen Bereich bestimmt. Daraus ergibt sich ein Index als Maß für die Pufferkapazität des Harns, sondern auch das Maß für die noch vorhandene Regulationskapazität ermittelt wird.
Vorteil bei dieser Messmethode ist, dass neben dem pH-Wert auch die gebundenen sauren und basischen Anteile gemessen werden. Allerdings ist es wie bei der Messung mit den Indikatorstreifen: Im Prinzip hat man nur eine Art Momentaufnahme. Man müsste also bestenfalls mehrere Tagesprofile messen, um auf diese Weise mehr Aussagefähigkeit zu erhalten. Hier ist es dann auch eine Geldfrage. So kostet solch ein Test (5 Teströhrchen für 1 Tagesprofil) ab circa 40 Euro bis hin zu über 70 Euro. Manche Labore berechnen dann neben der Diagnose zusätzlich noch eine mögliche Beratung bzw. Erklärung der gemessenen Werte. Da können dann schnell auch mal 100 Euro und mehr für ein einziges Tagesprofil erreicht werden.
Dunkelfeldmikroskopie
Die Dunkelfeldmikroskopie ist eine Variante der Lichtmikroskopie. Man erkennt sie am dunklen Hintergrund, vor dem sich das beobachtete Objekt deutlich hell abhebt. Die meisten werden diese Dunkelfeldbilder zum Beispiel von Dokumentationen über Kleinstlebewesen in Meere oder Seen kennen.
Im Gegensatz zu den vorherigen Messmethoden betrachtet man jedoch nicht den Urin, sondern das Blut. Dafür entnimmt man für die Untersuchung einen Tropfen Blut aus der Fingerspitze oder dem Ohrläppchen. Der Tropfen wird dann auf einen Objektträger gegeben und kann dann, über verschiedene Vergrößerungen durch das Dunkelfeldmikroskop, in seiner Zusammensetzung genauer betrachtet und bestimmt werden.
Mit dieser Methode erfolgt hauptsächlich eine qualitative Beurteilung des Blutes. Also Aussehen, Aktivität und Funktionstüchtigkeit insbesondere der roten Blutkörperchen (Erythrozyten), aber auch anderer Strukturen im Blut werden dadurch bewertet.
Nachteilig sind hierbei zwei Dinge:
Zum einen: Eine Übersäuerung des Körpers wird am Blut nicht erkennbar sein. Davor schützt uns die entsprechende Säure-Basen-Regulation unseres Körpers. Wäre Blut übersäuert, also außerhalb seiner Lebens- und Fließfähigkeit im pH-Bereich von 7,35-7,45, so wäre der Mensch tot!
Zum anderen: Der zweite Nachteil ist, wie bei den Methoden zuvor, dass auch bei der Dunkelfeldmikroskopie nur eine Momentaufnahme dargestellt werden kann. Auch hier müsste man mehrere Messungen machen. Und wie schon beim Sander-Test stehen dabei vor allem auch bei der Dunkelfeldmikroskopie für viele Menschen die Kosten im Weg. So zahlt man für eine Dunkelfeldmikroskopie ab circa 130 Euro aufwärts. Zusätzlich dann noch der mögliche Zeitaufwand und die Fahrtkosten, um zu einem Labor, Arzt oder Heilpraktiker zu kommen, was solch einen Service anbietet, da diese Art der Blutuntersuchung auch nicht an jeder Straßenecke zu erhalten ist.
Übersäuerung erkennen
Wie zuvor aufgezeigt, gibt es keine verlässliche Messmethode, um eine Übersäuerung des Körpers festzustellen. Hier ist also viel wichtiger, dass man selbst die Anzeichen erkennt, wenn die Puffersysteme des Säure-Basen-Haushalt regelmäßig an seine Grenzen kommen.
Auswirkungen und mögliche Beschwerden bei Übersäuerung können sich zeigen durch:
- Allergien
- anfälliges Immunsystem
- Arteriosklerose
- Arthrose und Gelenkbeschwerden
- Bindegewebsprobleme (Cellulitis)
- Bluthochdruck
- chronische Müdigkeit und Schlappheitsgefühl
- Diabetes Typ-2
- Entzündungsanfälligkeit
- faltige, blasse, unterversorgte Haut
- gestörte Darmflora, Probleme mit Stuhlgang
- Haarausfall
- häufige Kopfschmerzen und Migräne
- Neurodermitis
- Osteoporose
- Rheuma und Arthritis
- Schlafstörungen
- überspannte Muskeln und ‚verfilzte‘ Faszien
- Zahnprobleme wie Zahnfleischerkrankungen, Karies und Zahnverfall
Fazit
Es gibt keine verlässliche Messmethode um mit Hilfe von Urin oder Blut eine Übersäuerung des Körpers festzustellen. Zwar sind die genannten Untersuchungen allesamt wichtig und liefern interessante Einblicke in unseren Körper, doch eben nicht für die qualifizierte Feststellung einer Übersäuerung.
Wichtiger ist Selbstverantwortung zu übernehmen, sich genau zu beobachten und eigene Beschwerden richtig zu deuten.
Mehr Infos zu Auswirkungen bei Übersäuerung findest du HIER!
Mehr Infos zu Tipps wie man seinen Körper entsäuern kann findest du HIER!