Übersäuert – Welche Rolle spielt der pH-Wert allgemein und im Urin?
Übersäuert – Welche Rolle spielt der pH-Wert allgemein und im Urin?
Für die Gesundheit ist der richtige pH-Wert elementar wichtig. Die Skala der pH-Werte geht von 1 bis 14, wobei bei 7 der pH-Wert neutral ist (z.B. Leitungswasser). Alle pH-Werte oberhalb von 7 sind basisch bzw. alkalisch und alle Werte unterhalb von 7 sind sauer.
Für den Körper ist es entscheidend, dass in jedem Bereich der richtige pH-Wert eingehalten wird. So herrscht im Blut ein anderer pH-Wert als im Dickdarm und dieser wiederum weist einen anderen pH-Wert als der Dünndarm auf. Die Säure-Basen-Regulation ist somit nichts anderes als die Regulierung der pH-Werte im Körper.
Die pH-Werte
Die Abkürzung ‚pH‘ leitet sich aus dem lateinischen ab und steht für ‚potentia hydrogenii‘. Übersetzt: ‚Konzentration der Wasserstoffionen‘. Der pH-Wert bestimmt somit die saure oder basische Eigenschaft einer wässrigen Lösung. Gemessen wird hierbei die in der Lösung/Flüssigkeit enthaltenen Wasserstoffionen.
Da der menschliche Organismus zu über 70% aus Wasser besteht und die meisten Stoffwechselvorgänge in einer wässrigen Umgebung ablaufen, kann man den pH-Wert dieser Flüssigkeiten – insbesondere der Flüssigkeiten, die man ausscheidet, wie z.B. Urin und/oder Speichel – bestimmen bzw. messen. Bestimmen kann man auch den pH-Wert ‚sekundärer Flüssigkeiten‘ wie Getränke, des Badewassers bei basischen Bädern etc.
Die unterschiedlichen pH-Werte im Körper
Unser Organismus weist, wie bereits erwähnt, in verschiedenen Bereichen des Körpers unterschiedliche pH-Werte aus:
- Das Blut, als wichtigste Flüssigkeit, ist mit einem pH-Wert zwischen 7,35 – 7,45 im basischen Bereich.
- Die Flüssigkeit bzw. das Sekret unserer Bauchspeicheldrüse ist mit einem pH-Wert von 8,0 deutlich im basischen Bereich. Es hat die Funktion, die im Magen befindlichen sauren Lebensmittel im Zwölffingerdarm zu neutralisieren, damit unser Organismus die Nährstoffe im Dünndarm besser resorbieren kann.
- Unser Magensaft weist den sauersten pH-Wert des menschlichen Körpers auf, er liegt zwischen pH 1,2 und 3,0. Die im Magen gebildete (Salz-)Säure wird hauptsächlich zur Verdauung von Eiweißen und zum Abtöten von Krankheitserregern benötigt.
- Der Dünndarm befindet sich ebenfalls mit Werten von pH 8 im basischen Bereich wogegen der Dickdarm eher ein saures Milieu zwischen pH 5,5 und 6,5 bevorzugt.
- Die Flüssigkeiten der Galle und Leber sind mit einem pH-Wert um 7,1 im leicht basischen Bereich.
- Unser Speichel liegt mit pH 7,0 – 7,1 im neutralen bis leicht basischen Bereich.
- Unser Bindegewebe weist mit 7,05 – 7,3 etwas saurere pH-Werte auf als das Blut.
- Unsere Muskeln ebenso wie die Zellen der Organe liegen mit einem pH-Wert um 6,9 im sauren Bereich. Das ist dadurch bedingt, weil die Kraftwerke unserer Körperzellen rund um die Uhr tätig sind. Bei der Verarbeitung und Verbrennung unserer Nährstoffe entstehen Säuren. Deswegen ist es auch so wichtig für unsere für unsere Zellen, dass sie ständig entsäuert werden.
- Der Harn schwankt zwischen pH-Werten von 4,8 – 7,5. Idealerweise ist der Morgenurin saurer als der Urin am Abend.
Wo liegt der ideale pH-Wert?
Der pH-Wert bei dem unser Organismus am besten funktioniert, liegt zwischen pH 7,35 und 7,45 gemessen im Blut. Der pH-Wert kann auch über die Haut oder, wie erwähnt, über den Urin gemessen werden. Allerdings schwanken die gemessenen Werte je nach Lebensweise und Zeitpunkt der Messung.
Damit die meisten Stoffwechselprozesse optimal ablaufen, müssen sowohl außerhalb als auch innerhalb der Zellen die pH-Werte im leicht basischen Bereich liegen. Wir können somit festhalten: Ein gesundes (Körper-)Milieu liegt in einem leicht basischen pH-Wert-Bereich!
Bereits geringe Abweichungen von diesem pH-Bereich führen zu massiven Stoffwechselstörungen. Unser Organismus verfügt zwar über sogenannte Puffersysteme, die pH-Verschiebungen im Bereich der Körperflüssigkeiten und Körperzellen ausgleichen können, jedoch stehen diese Puffersystem nur begrenzt zur Verfügung.
Wie bestimme ich meinen pH-Wert?
Der pH-Wert kann über verschiedene Methoden bestimmt werden. So gibt es Selbsttests mit pH-Indikatorstreifen für den Urin. Diesen Indikatorstreifen liegen zumeist leicht verständliche pH-Skalen in verschiedenen Farben bei, woran man den pH-Wert bestimmen kann. Diese sind jedoch auch nur bedingt aussagekräftig. Besser, jedoch oftmals sehr aufwändig, sind Messungen durch klinisch-chemische Laboruntersuchungen.
pH-Wert bestimmen mit Teststreifen
Es gibt spezielle Teststreifen aus einem sog. Indikator-Papier. Wenn Sie die Teststreifen in den Harn halten, verfärbt er sich je nach Säuregrad des Urins in einer Range von gelb bis dunkelrot. Der pH-Wert der besten farblichen Übereinstimmung wird mit der Farbskala abgelesen. Wichtig ist dabei, dass der Teststreifen in den sog. Mittelstrahl des Urins gehalten wird.
Es ist folglich ratsam, erst einen kleinen Teil des Harns ablaufen zu lassen, bevor dann der Teststreifen hineingehalten wird. Um aussagekräftige pH-Werte zu ermitteln, die zuverlässige Rückschlüsse auf den Säuregrad des Körpers liefern, sollte die pH-Wert-Messung über mehrere Tage erfolgen und jeweils zu verschiedenen Tageszeiten wiederholt werden. Messungen nach den Mahlzeiten sollten immer im Abstand von 2 Stunden gemacht werden. Die Kontrolle sollte mindestens 2 Mal, im Optimalfall etwa 3-4 Mal täglich erfolgen.
Der Säuregehalt des Urins schwankt in Abhängigkeit der Ernährungsweise, der Psyche und der Tageszeit. Parallel zur Leberaktivität werden in der zweiten Nachthälfte mehr Säuren ausgeschieden. Deshalb sollte der Morgen-Urin einen pH-Wert aufzeigen, der im leicht sauren Bereich liegt. Das bestätigt, dass die Säuren, die sich während der Nacht im Stoffwechsel gebildet haben, auch tatsächlich ausgeschieden wurden.
Es kommt nicht unbedingt darauf an, wie hoch die Schwankungen sind, sondern dass Schwankungen überhaupt da sind. Das deutet darauf hin, dass der Körper über eine natürliche Regulation des Säure-Basen-Haushalts verfügt. Ständig basischer Urin könnte auf eine massive Störung im Organismus hinweisen.
Merke:
Unsere Nieren sind Ausscheidungsorgane. Ein saurer pH-Wert des Urins bedeutet nicht zwangsläufig, dass der Körper übersäuert ist. Es bedeutet erst einmal nur, dass Säuren über den Urin ausgeschieden werden, was auf eine intakte Nierentätigkeit hinweist.
Orientierungswerte:
- morgens zwischen pH 6,3 – 6,9
- abends zwischen pH 6,9 – 7,4